Milica Djordjevićs Kompositionen sind musikalische Erforschungen. Dabei wird minutiös beobachtet und akribisch seziert. Sieben solcher kammermusikalisch besetzten Klangerkundungen präsentiert die in Serbien geborene Komponistin auf ihrer Porträt-CD der Reihe EDITION ZEITGENÖSSISCHE MUSIK.
In erster Linie geht es Djordjević um eine extreme und vollständige Auslotung des musikalischen Materials, wie Barbara Eckle im Begleittext der CD hervorhebt: „In einer immer größer, lauter und dichter werdenden Welle entwickelt sie einen Materialbaustein immer weiter, verzerrt ihn, pervertiert ihn, multipliziert ihn, quetscht ihn nach allem aus, was er hat ‒ bis zur Implosion. Der Bruch wirkt so abrupt, als ziehe man einem Elektrogerät in Turbomodus den Stecker aus der Wand.“ Wesentlich für Djordjevićs Arbeit ist ebenfalls ein kunstübergreifendes Verständnis, das auf einer breit gefächerten ästhetischen Sozialisation fußt und ihre Musik verschiedentlich prägt. Dem jeweiligen kompositorischen Prozess erwachsen schließlich musikalische Gebilde, die stets zugleich Psyche und Ratio berühren.
Alle Werke wurden beim Deutschlandfunk in Köln von international renommierten Interpreten wie dem Arditti Quartet, dem Ensemble Musikfabrik und Teodoro Anzellotti eigens für dieses Porträt eingespielt.
Milica Djordjević, 1984 in Belgrad/Serbien geboren, studierte Komposition und Klangregie an der dortigen Universität der Künste. Ihr weiterführendes Studium als Postgraduierte schloss sie am Conservatoire de Strasbourg in der Klasse von Ivan Fedele mit Auszeichnung ab. Darüber hinaus nahm sie in den Jahren 2009 bis 2010 am Cursus-Programm des IRCAM in Paris teil und war Stipendiatin der Cité Internationale des Arts in Paris. Von 2011 bis 2013 absolvierte sie ein Zusatzstudium bei Hanspeter Kyburz an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Djordjević erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen; darunter 2015 den Belmont-Preis der Forberg-Schneider-Stiftung sowie jüngst den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2016 und das Staubach Fellowship für die 48. Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 2016. Ihre Musik wird von führenden Interpreten gespielt wie dem Ensemble Musikfabrik, dem Arditti Quartet, dem ensemble recherche, dem Münchener Kammerorchester, Teodoro Anzellotti, Alexander Liebreich, Sylvio Gualda, Francesco Dillon, Jean Deroyer, Luca Pfaff u.a.
1 The Death of the Star-Knower – petrified echoes of an epitaph in a kicked crystal of time I&II (2008/09)
für Streichquartett
Arditti Quartet: Irvine Arditti, Violine · Ashot Sarkissjan, Violine · Ralf Ehlers, Viola · Lucas Fels, Violoncello
2 Phosphorescence (2014)
für Horn, Trompete und Posaune
Christine Chapman, Horn · Marco Blaauw, Trompete · Bruce Collings, Posaune
3 ...würde man denken: Sterne (2015)
für Akkordeon solo
Teodoro Anzellotti, Akkordeon
4 How to evade? (2011)
für Oboe und Violine
Peter Veale, Oboe · Hannah Weirich, Violine
5 Do you know how to bark? non-communication for solo contrabass ver. 2.1.1 (2010/11)
Florentin Ginot, Kontrabass
6 Manje te u majke groze (2011)
für Sopran, Bassklarinette, Akkordeon, Violine, Viola und Violoncello
Truike van der Poel, Sopran · Teodoro Anzellotti, Akkordeon · Ensemble Musikfabrik: Carl Rosman, Bassklarinette · Hannah Weirich, Violine · Axel Porath, Viola · Dirk Wietheger, Violoncello
Leitung: Johannes Schöllhorn
7 FAIL (2010)
für Violoncello und Live-Elektronik
Francesco Dillon: Violoncello, Live-Elektronik