Erscheinungsjahr: 2000 WER 6543 2 Bestellen
1 Song der Sängerin
2-4 Bad Attitude
5 Außer Atem
6-8 Number Nine I-III
9 Skelter
10 Hibernalische Gesänge
Meistens ist es schwierig, Vertreter der jüngeren Komponistengeneration stilistisch einzuordnen, was mittlerweile eher als Stärke denn als Symptom einer verwerflichen, postmodernen "Neuen Unübersichtlichkeit" gesehen wird. Ihre Ästhetik ist meist anti-ideologisch, auch wenn Vorbilder existieren, ihre Kompositionstechnik nicht schulmäßig fixiert, auch wenn Einflüsse gelten, und ihr Verhältnis zur unmittelbaren Vorgängergeneration unverkrampft, ja unbelastet im direkten Wortsinn: ohne Last durch die Avantgarde oder die Tradition.
In diesem Sinn muss das Werk Moritz Eggerts gesehen und beachtet werden, der nicht nur als Komponist, sondern ebenso als exzeptioneller Pianist und Festivalleiter innerhalb der Szene der Neuen Musik von sich reden machte. Mit der Vielseitigkeit korrespondiert der freie und unkonventionelle Blick auf die Musik als Kunst des Klingens und Hörens.
Dass Musik kein abstraktes Klangspiel ist, sondern sprechen soll, Empfindungen auslösen und geistige Welten repräsentieren, hat sich Eggert zu eigen gemacht: Seine Musik zeigt tiefen Ernst neben Humor und spielerischer Virtuosität, insistierendes Beharren neben charakterlicher Vielfalt, strukturelles Gewicht und leichten Tonfall. Eggerts Musik entfaltet sich unterhaltsam und geistreich zugleich, immer professionell, mit Feinheit und Sorgfalt, selbst bei deutlichen Anknüpfungspunkten nie epigonal, sondern immer mit eigenem Tonfall.
Die Mittel, Techniken und das musikalische Material sind dabei keineswegs exklusiv, sie reichen von atonalen Texturen über funktionsfrei-tonale bis zu häufigen Klang- und Rhythmusostinati. Wenn es so etwas wie eine gelingende "Postmoderne" jenseits der längst schief gewordenen Opposition Avantgarde versus Konvention geben sollte, so muss das Werk Eggerts als wesentlicher Hoffnungsträger dieser überaus interessanten Entwicklung gesehen werden.
Die CD bietet Beispiele von Eggerts Kompositionen, die das ganze Feld von Kammermusik bis Oper ausfüllen: "Song der Sängerin" aus der Oper "Helle Nächte", "Bad Attitude" für Violoncello und Klavier, "Außer Atem" für Blockflöte, "Number Nine" für Orchester, "Skelter" für Saxofonquartett und das Vokalquartett "Hibernalische Gesänge". Meisterhaft wiedergegeben werden diese Werke vom Bayerischen Staatsorchester unter Leitung von Peter Hirsch, dem Philharmonischen Orchester der Stadt Nürnberg unter Leitung von Christian Reuter, dem Hibernalia Ensemble unter Leitung von Rupert Huber, dem Art Core Sax Quartet und Simone Schneider (Sopran), Wolfgang Wirsching (Bariton), Sebastian Hess (Violoncello), Julia Whybrow (diverse Flöten) und dem Komponisten am Klavier (die virtuos-spritzige Interpretation seiner Komposition "Hämmerklavier", die ebenfalls bei WERGO erschienen ist, klingt sicher noch vielen Lesern im Ohr!).
1965 | geboren in Heidelberg |
1973 | erster Klavierunterricht |
1975/85 | Studium am Dr. Hochs Konservatorium, Frankfurt am Main (Klavierunterricht bei Wolfgang Wagenhäuser, Kompositionsunterricht bei Claus Kühnl) |
seit 1976 | regelmäßiges Konzertieren als Pianist - solistisch und in Ensembles |
1980/82 | erste Kompositionen, u.a. auch für Film und Theater; Auftritte als Jazz- und Rockmusiker |
1984 | Abitur; erste Aufführungen »ernster« Werke |
1985/86 | Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt am Main (Klavierstudium bei Leonard Hokanson, Besuch von Kompositionskolloquien bei Hans-Ulrich Engelmann) |
1986 | Studium an der Hochschule für Musik, München (Komposition bei Wilhelm Killmayer) |
1988 | Aufführung des ersten Musiktheaterwerkes »Das Mahl des Herrn Orlong« |
1990 | Kompositionsauftrag von Hans Werner Henze für die 2. Münchener Biennale des Internationalen Musiktheaters; Kompositionsdiplom »mit Auszeichung« Besuch der Meisterklasse (bei Wilhelm Killmayer und Hans-Jürgen von Bose); Fortsetzung des Klavierstudiums an der Frankfurter Musikhochschule bei Raymund Havenith |
1991 | Gründung und künstlerische Leitung des A*DEvantgarde Festivals für neue Musik junger Komponisten (zusammen mit Sandeep Bhagwati) |
1992 | Postgraduiertenstudium an der Guildhall School for Music and Drama, London (Komposition bei Robert Saxton) |
1993 | Auftritte als Solist mit den Münchener Philharmonikern; Studium in Tanglewood, U.S.A. (mit Oliver Knussen und Alexander Goehr) |
1994 | Meisterklassendiplom |
1994/95 | halbjähriger Parisaufenthalt in der Cité Internationale des Arts |
1995 | Gast im Deutschen Studienzentrum Venedig |
1996 | Beginn eines einjährigen Aufenthaltes in der Villa Massimo, Rom |
1 Song der Sängerin (1995/96)
aus der Oper »Helle Nächte«
Text von Helmut Krausser
Simone Schneider, Sopran · Wolfgang Wirsching, Bariton
Bayerisches Staatsorchester · Ltg. Peter Hirsch
Bad Attitude (1995)
für Cello und Klavier
2 I Bad Vibes
3 II Bad Taste
4 III Bad Attitude
Sebastian Hess, Cello · Moritz Eggert, Klavier
5 Außer Atem (1995)
für Blockflöte
Julia Whybrow, Sopran-Blockflöte/Alt-Blockflöte/Renaissance-Altflöte
Number Nine I-III (1998)
für Orchester
6 I Incommunicado
7 II Melodie 1.0
8 III Millenium Dance
Philharmonisches Orchester der Stadt Nürnberg
Ltg. Christian Reuter
9 Skelter (1997)
für Saxophonquartett
Art Core Sax Quartett: Hermann Rid, Altsaxophon 1 · Alexander Reiners, Altsaxophon 2 · Christoph Kirschke, Baritonsaxophon 1 · Udo Schmid, Baritonsaxophon 2
10 Hibernalische Gesänge (1987)
Vokalquartett
Hibernalia Ensemble: Friederike Wagner, Sopran · Silvia Fichtl, Alt · Rainer Trost, Tenor · Markus Hollop, Baß · Ltg. Rupert Huber