"Wenn Du Filmmusik machen willst, dann würde ich an Deiner Stelle nicht Komposition studieren. An den Musikhochschulen lehren sie hauptsächlich Neue Musik, und wenn du die nicht kennst, dann hör sie dir lieber vorher mal an..."
Dieser Ratschlag aus einem Diskussionsforum im Internet verdeutlicht, dass zwischen der heute komponierten Filmmusik und der heute komponierten Kunstmusik oft ästhetische Welten liegen - zumindest im Bewusstsein vieler Filmemacher, Musiker und des Publikums. Tatsächlich aber begleiteten Komponisten der musikalischen Avantgarde die Entwicklung des Films von Anfang an mit experimentellen Klängen und Klangstrukturen. Erik Satie, György Ligeti oder Tan Dun sind nur einige Beispiele für Komponisten, die die Ästhetik avancierter Spielfilme maßgeblich mit gestalteten.
Heute verirrt sich kaum ein Kompositionsstudent einer Musikhochschule in die Filmbranche und kaum ein junger Regisseur kennt die Musik, die gleichaltrige Komponisten für den Konzertsaal schreiben. Stattdessen bewirkten pragmatische Umstände vor allem der technischen Filmproduktion, dass Filmmusik und Sounddesign zumeinst an Film- und Medienhochschule und an freien Akademien gelehrt werden und häufig einer standardisierten Ästhetik folgen.
Im Rahmen von Soundtrack_Cologne 2008 initiierte der Deutsche Musikrat eine Annäherung zwischen zeitgenössischer Musik und Filmmusik und bot ein Forum, um künstlerische und produktionspraktische Fragen auszutauschen. Musikwissenschaftler*innen, Produzent*innen, Komponist*innen und Regisseur*innen sowie Kompositionsprofessor*innen von Musikhochschulen und Filmakademien waren eingeladen, neue Wege in der Musik und im Film gemeinsam zu wagen.