Erscheinungsjahr: 2023     WER 6442 2

Marko Nikodijevic

Marko Nikodijevic präsentiert sich auf diesem Porträt mit drei großen Orchesterwerken, die vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) und dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt interpretiert werden. Die Stücke werfen auf unterschiedliche Weise einen Blick in die Vergangenheit: Mal knüpfen sie an musikalische oder kulturelle Traditionen, mal an persönliche Erinnerungen an.

„ABSOLUTIO“ entfaltet sich wie die meisten Werke des Komponisten aus einem einfachen, aber strengen formalen Prinzip, in diesem Fall einem Dreiklang. Später bildet sich eine spiralförmig wirbelnde Konstruktion eines immer größer werdenden Gravitationsfeldes mit den entfernten Umrissen einer "Sonatenform".

„abgesang“ wiederum hat ganz persönliche Bezüge zur Vergangenheit des Komponisten. Das Werk vertont ein symmetrisch aufgebautes Gedicht seines ehemaligen Klavierlehrers Mátyás Molcer, welches eine herbstliche Friedhofslandschaft beschreibt. Es wurde geschrieben im Jahr 1995 als sich die Heimat des Komponisten, das ehemalige Jugoslawien, im Bürgerkrieg befand. 

In „da ispravitsja / gebetsraum mit nachtwache“ geht der Komponist noch weiter in den Erinnerungen zurück und beschäftigt sich mit dem kulturellen Erbe seiner Heimat, mit der Musik und Liturgie der serbisch-orthodoxen Kirche. Mit für ihn charakteristischen, durch elektronische Musik inspirierten Mitteln wie Hall, Resonanz und Echo, erschafft er in diesem Werk einen dunklen, kirchenähnlichen Klangraum.

Marko Nikodijevic wurde 1980 in Subotica, Serbien, geboren und studierte Komposition in Belgrad bei Srdjan Hofman und in Stuttgart bei Marco Stroppa. Er wurde 2010 mit dem Gaudeamus-Musikpreis für cvetić, kućica … / la lugubre gondola ausgezeichnet, erhielt 2013 einen der drei jährlich vergebenen Komponist*innen-Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung und 2014 den GEMA Deutschen Musikautor*innenpreis in der Kategorie „Nachwuchs“. Er war Stipendiat an der Cité Internationale des Arts, Paris (2012/13), am Centro Tedesco di Studi Veneziani (2016) und ist 2023/24 Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.
Sein Schaffen umfasst Orchestermusik, Werke für Ensemble (manchmal mit Electronica), die Oper VIVIER: Ein Nachtprotokoll (Münchener Biennale, 2014) und zwei Streichquartette. Zu den wichtigsten Unterstützern der letzten Jahre zählen die Dirigenten Teodor Currentzis und Vladimir Jurowski sowie das Ensemble intercontemporain, das vier Werke in Auftrag gab, darunter das groß angelegte From Within … für Ensemble, Electronica und LED-Skulptur, eine Zusammenarbeit mit Robert Henke. Nikodijevic produziert und performt Electronica in einem Duo mit Luka Kozlovački. Eine zweite Oper, 7 Deaths of Maria Callas, nach einem Konzept der Performance-Künstlerin Marina Abramović, wurde 2020 uraufgeführt.

CD

1 ABSOLUTIO (2016) 19:50
Postludium für Orchester

hr-Sinfonieorchester Frankfurt
Leiter: Jonathan Stockhammer
 

2 abgesang (2015-2017) 19:20
Lied für Sopran und Orchester

Sopran: Anna Sohn
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB)
Leitung: Jonathan Stockhammer
 

3 da ispravitsja / gebetsraum mit nachtwache (2019) 20:37
für Orchester mit obligater Orgel

Orgel: Jakub Sawicki
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB)
Leitung: Vladimir Jurowski

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